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Verspannungen verstehen und lindern: Ursache, chiropraktische & osteopathische Therapie, sowie präventive Strategien

  • Autorenbild: Sven Gaertner
    Sven Gaertner
  • 22. Apr.
  • 4 Min. Lesezeit

Einleitung


Verspannungen sind ein weit verbreitetes Phänomen, das aus einem komplexen Zusammenspiel muskulärer, biomechanischer und psychosozialer Faktoren entsteht. Häufige Auslöser sind Fehlhaltungen im Alltag und am Arbeitsplatz, psychischer Stress sowie muskuläre Dysbalancen. Manuelle Ansätze wie die chiropraktische Justierung durch einen Chiropraktiker oder die osteopathische Manipulation durch einen Osteopathen können helfen, Verspannungen effektiv zu lösen und die neuromuskuläre Funktion zu verbessern. Zahlreiche randomisierte kontrollierte Studien und systematische Übersichten belegen dabei moderate bis hohe Effektstärken insbesondere bei Nacken- und Rückenschmerzen. Ergänzend sind präventive Maßnahmen wie ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, gezielte Dehn- und Kräftigungsübungen sowie Stressmanagement essentiell, um das Wiederauftreten von Verspannungen zu verhindern.


Verspannungen

In diesem Beitrag erfahren Sie:



1) Ursachen und Auslöser von Verspannungen


1.1) Muskuläre und biomechanische Faktoren


Verspannungen entstehen häufig durch eine Überlastung oder Fehlbelastung der Muskulatur. Prolongiertes Sitzen, Vorbeugen oder einseitige Haltungen am Schreibtisch führen zu einer dauerhaften Verkürzung bestimmter Muskelgruppen und einer Abschwächung antagonistisch arbeitender Muskeln. Studies zeigen, dass ergonomisch unzureichend angepasste Arbeitsplätze – etwa falsch eingestellte Stuhlhöhe oder nicht ergonomisch geformte Rückenlehnen – das Risiko für die Entwicklung von Nacken- und Schulterschmerzen signifikant erhöhen.


Bei dauerhafter Beharrung in nach vorne geneigter Kopfhaltung („Text Neck“) steigt die Belastung auf die Halswirbelsäule um etwa zehn Pfund pro Inch Vorverlagerung des Kopfes an. Dies führt zu einer Erhöhung des intramuskulären Drucks, einer eingeschränkten Durchblutung und letztlich zu lokalen Ischämien, die als Muskelverspannung wahrgenommen werden.


1.2) Psychosoziale und psychische Faktoren


Psychischer Stress aktiviert das sympathische Nervensystem und führt zu einer Erhöhung der Muskeltonus-Regulation in Nacken- und Schultermuskulatur. In einer Studie zur mentalen Beanspruchung zeigte sich, dass kognitive Überlastung insbesondere im Schulter-Nacken-Bereich eine messbare Zunahme des Muskeltonus bewirkt. Darüber hinaus fördert Stress die Ausschüttung von Cortisol, was muskuläre Entzündungsprozesse begünstigt und die Schmerzempfindlichkeit senkt.


2) Chiropraktik bei Verspannungen


2.1) Wirkmechanismen der chiropraktischen Behandlung


Chiropraktische Behandlungen durch einen Chiropraktiker umfassen manuelle Mobilisationen und Manipulationen der Wirbelsäule und der Gelenke. Diese Techniken zielen darauf ab, Blockaden zu lösen, die Gelenkbeweglichkeit zu erhöhen und neuromuskuläre Reflexbögen zu normalisieren. Durch die mechanische Dehnung der Muskulatur und die neurophysiologische Modulation über Dehnungsrezeptoren werden lokal myofasziale Spannungen abgebaut und die Durchblutung verbessert.


2.2) Wissenschaftliche Evidenz


Eine systematische Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit chiropraktischer Manipulation bei Nackenschmerzen ergab, dass die Effektstärken im Vergleich zu Placebo‑ oder Standardinterventionen moderat sind und eine signifikante Schmerzreduktion bewirken. In einer randomisierten, kontrollierten Studie zeigte die Kombination aus Wirbelmanipulation und Muskel-Energy-Technik eine unmittelbare Verbesserung der Beweglichkeit und eine Reduktion der Muskelaktivität im oberen Trapezmuskel bei asymptomatischen Probanden.


Auch bei chronischen Spannungskopfschmerzen weist die spinal-manipulative Therapie eine vergleichbare Wirksamkeit wie die medikamentöse Behandlung mit Amitriptylin auf, allerdings mit weniger unerwünschten Nebenwirkungen. Eine weitere Studie belegte, dass Patienten nach chiropraktischer Behandlung signifikant seltener über Kopfschmerzintensität und -häufigkeit klagten als in Kontrollgruppen ohne Manipulation.


3) Osteopathie bei Verspannungen


3.1) Prinzipien der osteopathischen Manipulation


Die Osteopathie betrachtet den Körper als funktionelle Einheit, in der Muskeln, Faszien, Gelenke und viszerale Strukturen in Wechselwirkung stehen. Ein Osteopath nutzt weiche Techniken wie myofasziale Release, Muskel-Energy-Techniken und viszerale Manipulation, um mechanische Spannungen zu lösen und die physiologische Beweglichkeit wiederherzustellen. Durch eine Kombination aus direktem Lösen von Verklebungen und indirekten Spannungsbalancen wird die Selbstregulation des Gewebes angeregt und die lokale Durchblutung gefördert.


3.2) Klinische Studien zur Osteopathie


In einer randomisierten, single-blinden Studie konnte Osteopathic Manipulative Treatment (OMT) bei Patienten mit chronischen Nackenschmerzen nach 4–6 Wochen Behandlung signifikante Reduktionen von Schmerz und Behinderung sowie Verbesserungen von Schlafqualität und Ermüdung zeigen. Die Effekte blieben zumindest kurzfristig bestehen, und es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse berichtet, was die Sicherheit der Methode unterstreicht.


4) Präventive Maßnahmen gegen Verspannungen


4.1) Ergonomie und Alltagsanpassungen


Ein ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz ist zentral, um muskuläre Überlastungen zu vermeiden. Empfehlenswert sind höhenverstellbare Tische, Stühle mit Lendenstütze und Monitorhalterungen, um den Blick parallel zum Bildschirm auszurichten. Zudem sollte die Tastatur in Ellbogenhöhe positioniert werden und die Unterarme abstützbar bleiben, um Schulter- und Nackenmuskulatur zu entlasten.


4.2) Bewegung und regelmäßige Mobilisation


Kurze, mehrmals täglich durchgeführte Bewegungspausen lösen muskuläre Verspannungen und fördern die Durchblutung. Dehnübungen für den Nacken (z. B. seitliches Neigen des Kopfes) und Mobilisation der Brustwirbelsäule (Rotation in Rückenlage) können Verspannungen nachhaltig entgegenwirken. Einfache isometrische Kräftigungsübungen für die tiefe Nackenmuskulatur stabilisieren die Halswirbelsäule und verhindern Rezidive.


4.3) Stressmanagement und Entspannungstechniken


Zur Reduktion psychosozialer Belastungsfaktoren eignen sich Entspannungsverfahren wie progressive Muskelrelaxation, autogenes Training oder Atemübungen. Studien belegen, dass regelmäßiges Üben dieser Techniken den Muskeltonus senkt und die subjektive Anspannung verringert. Auch Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) kann die Wahrnehmung muskulärer Anspannung positiv beeinflussen und dadurch Verspannungen vorbeugen.


5) Fazit


Verspannungen sind das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von Fehlhaltungen, muskulären Dysbalancen und psychischem Stress. Eine ganzheitliche Behandlung durch einen Chiropraktiker oder Osteopathen kann Verspannungen effektiv lindern und die neuromuskuläre Funktion wiederherstellen. Zahlreiche hochwertige Studien belegen die Wirksamkeit beider Methoden bei Nacken- und Kopfschmerzen. Zur nachhaltigen Prävention sollten ergonomische Arbeitsplatzanpassungen, gezielte Mobilisation und Stressmanagement integraler Bestandteil des Alltags sein. Eine Kombination aus manuellen Therapien und präventiven Strategien bietet den besten Ansatz, um Verspannungen langfristig vorzubeugen und die Lebensqualität zu steigern.

 
 
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