Knieschmerzen - Ursachen und Lösungsansätze durch Chiropraktik und Osteopathie
- Sven Gaertner
- 5. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Einleitung
Knieschmerzen entstehen häufig durch biomechanische Fehlbelastungen, entzündliche Prozesse oder degenerative Veränderungen im Kniegelenk und führen zu eingeschränkter Mobilität und verminderter Lebensqualität. Chiropraktische Behandlungen, etwa Gelenkmobilisation und myofasziale Techniken, reduzieren Schmerzen bei Kniearthrose und Patellofemoralsyndrom kurzfristig signifikant und verbessern die Funktion. Osteopathische Manuplikation (OMT) zeigt in randomisierten, kontrollierten Studien schmerzmildernde und funktionelle Effekte bei Kniearthrose und patellofemoraler Schmerzsymptomatik. Beide Disziplinen aktivieren neurophysiologische Anpassungsprozesse, die zu Schmerzlinderung und gesteigerter Gelenkbeweglichkeit beitragen. Eine individuelle Therapieplanung unter Berücksichtigung von Beschwerden, Lebensstil und klinischem Befund optimiert den Behandlungserfolg und kann auch präventiv wirken.

In diesem Beitrag erfahren Sie:
3.1) Kniearthrose 3.2) Patellofemorales Schmerzsyndrom 4) Behandlung von Knieschmerzen durch Osteopathie
5.1) Kniearthrose
8) Fazit
1) Ursachen von Knieschmerzen
Knieschmerzen sind ein weit verbreitetes Beschwerdebild mit vielfältigen Auslösern.
1.1) Biomechanische Ursachen
• Fehlstellungen und Achsdeviationen (z. B. O‑ oder X‑Beine) verändern die Druckverteilung im Kniegelenk und begünstigen Knorpelverschleiß.
• Muskelungleichgewichte zwischen Quadrizeps, Hamstrings und Wadenmuskulatur führen zu ungleichmäßiger Belastung der Gelenkflächen und Überlastung bestimmter Strukturen.
1.2) Entzündliche Ursachen
• Arthritis und Bursitis im Kniegelenk, z. B. rheumatoide Arthritis oder Schleimbeutelentzündung, verursachen Schwellung, Schmerz und Bewegungseinschränkung.
• Posttraumatische Entzündungsreaktionen nach Verletzungen (Meniskusriss, Bandverletzungen) begünstigen chronische Knieschmerzen.
1.3) Degenerative Ursachen
• Osteoarthritis (Gonarthrose) ist durch Knorpelabbau, subchondrale Sklerosierung und Osteophytenbildung charakterisiert und verursacht vor allem belastungsabhängige Knieschmerzen.
• Patellofemorales Schmerzsyndrom (PFPS) entsteht durch Fehlführung der Kniescheibe und Überlastung des retropatellaren Knorpels und zeigt sich durch anterioren Knieschmerz bei Beugung.
2) Behandlung von Knieschmerzen durch Chiropraktik
Chiropraktische Interventionen fokussieren auf die Wiederherstellung der Gelenkfunktion und die Entlastung von Weichteilstrukturen.
2.1) Prinzipien der chiropraktischen Behandlung
• Gelenkmobilisation und -manipulation zielen darauf ab, Blockaden zu lösen und die Beweglichkeit des Kniegelenks zu verbessern.
• Myofasziale Techniken lockern verspannte Muskeln und Faszien, reduzieren Druck auf schmerzempfindliche Strukturen und aktivieren Reflexbögen zur Schmerzdämpfung.
3) Wirksamkeit bei Knieschmerzen
3.1) Kniearthrose
• Ein kurzes, zweiwöchiges Protokoll manueller Therapie (MMG-Knieprotokoll) reduzierte Schmerzen bei Kniearthrose sofort nach Behandlung signifikant und verbesserte die Selbstberichtete Funktion.
• In einer randomisierten Studie mit 43 Teilnehmern verringerte das Manual Therapy Knee Protocol die Schmerzintensität stärker als Scheinbehandlung, gemessen auf der visuellen Analogskala.
3.2) Patellofemorales Schmerzsyndrom
• In einer Machbarkeitsstudie erwies sich ein manipulativer Therapieansatz (Chiropraktiker-behandelt) als sicher durchführbar; eine Vollstudie wird empfohlen.
• Meta-Analysen zu OMT bei PFPS legen nahe, dass osteopathische Ansätze Schmerzen reduzieren; ähnliche Effekte werden für chiropraktische Mobilisation berichtet.
4) Behandlung von Knieschmerzen durch Osteopathie
Osteopathische Manuplikation (OMT) betrachtet den Körper ganzheitlich und nutzt strukturelle, viszerale und kraniosacrale Techniken.
4.1) Prinzipien der osteopathischen Behandlung
• Strukturelle Techniken wie Gelenkmobilisationen und Muskel-Energie-Techniken zielen auf die Normalisierung von Gelenkbeweglichkeit und Muskelspannung ab.
• Viszerale und kraniosacrale Ansätze adressieren Spannungen in Organfaszien und Schädelstrukturen, um neurovegetative Regulationsprozesse zu modulieren und sekundär Kniebeschwerden zu lindern.
5) Wirksamkeit bei Knieschmerzen
5.1) Kniearthrose
• In einem Single‑Blind‑RCT zeigte OMT eine stärkere Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung als ein reines Übungsprogramm bei Knieosteoarthritis-Patienten.
• Systematische Reviews belegen, dass OMT kurzfristig Schmerzen lindert und die Bewegungsumfänge im Kniegelenk verbessert.
5.2) Patellofemorales Schmerzsyndrom
• Meta‑Analysen identifizieren drei RCTs, in denen OMT signifikant Schmerzen im PFPS-Patientenkollektiv reduzierte und die Langzeitprognose verbesserte.
• Pilotstudien zeigen, dass osteopathische Behandlungen Biomarker für Entzündung senken und damit zur Schmerzreduktion beitragen können.
6) Kombination und individuelle Therapieplanung
Eine integrierte Herangehensweise, die chiropraktische und osteopathische Techniken kombiniert, kann synergistisch wirken. Dabei sollten folgende Punkte beachtet werden:
• Anamnese und Befund: Genaue Erfassung von Schmerzcharakter, Belastungsprofil und Begleiterkrankungen.
• Therapieabfolge: Zunächst Mobilisation/Manipulation zur Schmerzlinderung, darauf aufbauend myofasziale und kraniosacrale Techniken zur Stabilisierung und Regulation.
• Monitoring: Regelmäßige Evaluation von Schmerzskala (z. B. WOMAC), Bewegungsumfang und Patientenzufriedenheit.
7) Prävention von Knieschmerzen durch Chiropraktik und Osteopathie
• Gelenkprävention: Regelmäßige, sanfte Mobilisationen beugen Verklebungen vor und erhalten die Gelenkfunktion.
• Fasziales Balancing: Periodische myofasziale Behandlung schützt vor muskulären Dysbalancen und Überlastung.
• Eigenmanagement: Anleitung zu hausübbaren Dehn‑ und Aktivierungsübungen, um erreichte Therapieerfolge zu stabilisieren.
8) Fazit
Knieschmerzen resultieren aus komplexen biomechanischen, entzündlichen und degenerativen Faktoren. Sowohl chiropraktische als auch osteopathische Ansätze bieten evidenzbasierte, nicht‑medikamentöse Therapiemöglichkeiten, die in RCTs und Reviews nachweislich Schmerzen lindern und Mobilität verbessern. Eine individuelle Kombination beider Disziplinen ermöglicht eine ganzheitliche Behandlung und kann auch präventiv wirken. Für chronische oder komplexe Fälle empfiehlt sich eine interdisziplinäre Abstimmung, wobei Chiropraktiker und Osteopathen zentrale Rollen in der nicht‑invasiven Versorgung von Knieschmerzen einnehmen.